Zu wenig Fairness am Ball /
Willi Schmider appelliert beim Jugendbezirkstag an die Vernunft

Die Appelle der Verantwortlichen beim Jugendbezirkstag in Reiselfingen zielten alle in dieselbe Richtung: Jugendfußball soll sportlich und fair sein. Weder Gegner noch Schiedsrichter seien "Feinde" , die es mit allen Mitteln zu bekämpfen gelte. Trainer und Betreuer der jungen Kicker hätten hier eine wichtige Vorbildfunktion.

Die mahnenden Worte von Bezirksjugendwart Willi Schmider in der "Dietfurthalle" im Löffinger Teilort hatten einen ernsten Hintergrund. Die Zahl der Straffälle im Bezirk Schwarzwald hat drastisch zugenommen. Schmider erinnerte die Vertreter der Vereine an ihre Verantwortung: "Nach dem Elternhaus und der Schule steht der Sport an dritter Stelle bei der Erziehung der Jugend." Bezirks-Vorsitzender Kuno Kayan zeigte sich bestürzt: "Die Verfehlungen gegen Schiedsrichter nehmen ständig zu. Bereits ab dem C-Juniorenalter werden die Unparteiischen blöd angemacht." Die Clubs seien gefordert, mit diesen Spielern zu reden und sich möglicherweise sogar von ihnen zu trennen: "Wir müssen hier einen neuen Weg einschlagen."
Die Zahlen zu den Appellen lieferte der Vorsitzende des Jugend-Sportgerichts Günter Philippi: "Die Straffälle sind auf einem Höchststand angekommen. Mit 246 Urteilen ist eine neue Rekordzahl in meiner Amtszeit erreicht." Auch die Geldstrafen und Kosten hätten noch nie ein solches Ausmaß erreicht. Und es wären noch mehr Urteile geworden, hätte Philippi alle nicht ordnungsgemäß ausgefüllte Spielberichte bestraft: "Hauptsächlich im D-Juniorenbereich, wenn ohne Schiedsrichter gespielt wird, gibt es Mängel."
Die 246 Urteile (Vorjahr 229) gliedern sich in zwei Schwerpunkte: 133 Strafen gab es wegen fehlender Spielerpässe und Werbegenehmigungen (59), Verzicht auf Verbandsspiele (57) und Nichtantreten zu einem Verbandsspiel (17). Der zweite Bereich mit 75 Vorfällen bereitet noch größere Sorgen: unsportliches Verhalten (38 Urteile), Beleidigung des Schiedsrichters (21), Verfehlungen von Vereinsmitgliedern (5), Spielabbrüche sowie Tätlichkeit gegen Spieler und Schiedsrichter (je 4). Das Sportgericht verhängte Geldstrafen in Höhe von 3750 Euro. Insgesamt wurden 49,5 Monate Spielsperren verhängt. Diese verteilten sich auf 71 Akteure (Vorjahr 69).
Philippi kündigte für Verzichte auf Verbandsspiele höhere Strafen an: "Nicht anzutreten ist einfach unsportlich." Zudem mahnte er die Trainer, die Stammspielerregelung einzuhalten. Eine neue Verfahrensweise gebe es bei der Erfassung von Gewalt- und Rassismusdelikten: "Diese Vergehen werden umgehend über den Verband an den Deutschen Fußball-Bund weitergeleitet." Dazu zählen Schlägereien auf dem Platz, Spielabbrüche, Ausschreitungen nach dem Abpfiff und rassistische Beleidigungen. Bei den Beleidigungen "gibt es bei der Wortwahl kaum noch eine Hemmschwelle" . In der Saison 2006/07 musste Philippi bereits vier Straftatbestände melden.
Dass es auch anders geht zeigt das Beispiel einiger Vereine. Der TuS Rötenbach und der FC Reiselfingen sind seit neun Jahren straffrei, Titisee seit acht Jahren, gefolgt vom FC Hausen vor Wald (6), SV Göschweiler (5) sowie SV Buchenberg, FC Kappel und FC Riedöschingen (je 3). Insgesamt nahmen in der vergangenen Runde 517 Teams (2005/06: 494) aus 91 Klubs an den Verbandsspielen teil. Im Verlauf der Saison wurden neun Mannschaften zurückgezogen. Verbandsjugendwart Horst Zölle kündigte für die Saison 2008/09 die Einführung einer Oberliga Baden-Württemberg für die C-Junioren an. Schmider betonte, dass die Teilnahme an den Spielnachmittagen der F-Junioren Pflicht seien.
Michael Colpi leitete die Ehrung der Bezirksmeister Feld und Halle, Bezirkspokal- und Staffelsieger. Mit Manfred Huchler (Feldberg), Günter Joachimsthaler und Manfred Minzer (SSC Donaueschingen), Andreas Haberer, Erich Stern und Rainer Stotz (Fischbach), Hans-Peter Schuler und Thomas Siedle (Furtwangen) sowie Emil Hofmeier, Klaus Löffler und Stefan Saier (St. Märgen) konnten elf Vereinsmitglieder für ihr langjähriges Engagement in den Jugendabteilungen geehrt werden. Für hervorragende Arbeit im Nachwuchsbereich erhielt der FC Bernau die DFB-Urkunde der "Sepp Herberger-Stiftung" .
Rasch erledigt waren die Wahlen. Vorsitzender Willi Schmider wurde ebenso einstimmig bestätigt wie der Sportgerichts-Vorsitzende Günter Philippi aus Bad Dürrheim und Klaus-Dieter Kalipke. Neu hinzugekommen sind Ulrich Müller aus Grafenhausen (Staffelleiter), Michael Fischer aus Rötenbach (Betreuer Jungschiedsrichter) und Rainer Weishaar aus Donaueschingen (Schulfußball).